Monika Faber - zu Kollektion

... So meinte man, jähe Entschlossenheit dem blauen Samt anzusehen, eine Stimmung der Zugänglichkeit im weißen Taft zu erkennen, und glaubte, etwas wie letzte, vornehme Reserviertheit in der Art, etwa den Arm aus
zustrecken, habe, um recht sichtbar zu werden, den strahlenden Glanz des Lächelns, von dem die ganz großen Opfer begleitet sind, in der Gestalt von schwarzem Crepe de Chine angelegt. Gleichzeitig aber fügte diesen so le-
bendig wirkenden Kleidern das Raffinement der ‚Garnituren' ohne praktischen Nützlichkeitswert und ohne sichtbaren Grund überhaupt etwas Selbstloses., Nachdenkliches und Geheimes hinzu . . fand man alt,* dem Kleide selbst ein farbiges Muster, das sich auf' einem Einsatz aus anderem Material fortsetzte, etwa eine Reihe kleiner Seidenknöpfe, die nichts knöpften und auch nicht aufgeknöpft werden konnten, oder einen Soutachebesatz

Kollektion

 Je nachdem, welche Bilder und in welcher Abfolge Leo Kandl präsentiert, sie  oder als Laser-Prints direkt an die Galeriewände „tapeziert", erhält das Ensemble eine jeweils eigene Tönung — von der Stille, vielleicht Zärtlichkeit, bis zum Schrillen, Aggressiven, zum Abstoßenden.
Unversehens verknüpfen sich mit der Anschauung des Objekts — das wir mit seiner Abbildung in fast navier Weise zu identifizieren wir uns in raffinierter Weise gedrängt sehen — Momente der eigenen Vergangenheit, Angelesenes, Phantasiertes. In der Tiefe der Falten nisten Geheimnisse, der Blick fällt in ein stufenloses Schwarz, eine stumpfe Enklave des Nichts, aus dem man sich nur unter Mühen auf die Höhen der Faltenkämme zu retten vermag. Sie geben Hinweise, mit welchen Geschichten wir jene Jacke, jene Hose in unserer Phantasie verweben werden, sie erzählen von jahrelangem Gebrauch und der Vergänglichkeit modischer Trends. Gleichzeitig vermögen sie uns von einer Dynamik zu überzeugen, die dem Moment des Fotografiertwerdens vorangegangen sein mag: Die Tiefe dieser Einbuchtung des Stoffes, jener Knick im Ärmel scheinen nicht vom Künstler willkürlich oder nach formalen Gesichtspunkten angeordnet, wir vermuten uns auf den Spuren eines Geschehens, so dramatisch oder trivial es auch sei. Das Objekt der Kunst verwandelt sich in ein Corpus delicti.

Text: © Monika Faber

Leo Kandl - Straßenportraits

von Monika Faber

Im Sommer 1983 besuchte Leo Kandl regelmäßig einige der beliebtesten Wiener Geschäftsstraßen und fotografierte dabei möglichst unbemerkt von den anderen Passanten. Sein Interesse galt den sich in diesen Straßen bewegenden Menschen, ihren Verhaltensweisen, ihrem Gesichtsausdruck. Mit fix eingestelltem Objektiv seiner Rolleiflex wartete er, bis seine "Opfer" in die nötige Entfernung kamen. Sein Ziel war eine Dokumentation eines Ausschnittes aus dem Alltag in diesen Straßen, daher war seine Arbeit von Anbeginn als Serie geplant. Die hier präsentierten acht Fotos stellen nur eine kleine, vom Fotografen und der Autorin vielleicht sehr willkürlich und aus dem Augenblick getroffene Auswahl aus einer großen Anzahl dar. Mit den folgenden Bemerkungen wird versucht, die Ansichten und Ziele des Fotografen, wie er sie in einem längeren Gespräch über seine neueste Arbeit dargelegt hat, zu übermitteln.

LEO KANDL "Städte, Passanten. Fotografien 1974-2012"

von Dr. Margit Zuckriegl, Kunsthistorikerin, Salzburg

Den Fotografen Leo Kandl (geb. 1944 in Mistelbach, lebt in Wien) mit einer Auswahl aus seinem umfangreichen fotografischen Werk zu präsentieren ist das Anliegen der Ausstellung „Städte, Passanten“. Sie ist dem Aspekt des Reisens, des Kennenlernens von unbekannten Personen gewidmet.

28,224 Sekunden

Zur künstlerischen Arbeit von Leo Kandl von Gert Walden
98 Farbnegativfilme hat Leo Kandl in New York exponiert - wie man früher einmal gesagt hat. Exponiert, dem Lichtkürzel der Verschlusszeit ausgesetzt, haben sich in den Straßen von Manhattan die Modelle Kandls, der seine Freiwilligen über Zeitungsinserate gesucht und dann mindestens 3.528-mal den Auslöser gedrückt hat.

DAS OMNIPRÄSENTE AUGE

ANMERKUNGEN ZUR ARBEIT EINES BILDCHRONISTEN von Edith Almhofer

Es ist schon eine große Verführung da, Wirklichkeit vermeintlich zu sehen mit der Kamera... Das ist das Spannende an der Fotografie. Einerseits dieser totale Anspruch auf Authentizität und andererseits diese totale Manipulierbarkeit und Ausschnitthaftigkeit - in Raum und Zeit.
Leo Kandl, 1989

LEO KANDL - AUS DEM FUNDUS

"Aus dem Fundus" nennt Leo Kandl seine Arbeiten der letzten Jahre, die sich mit dem Musealen beschäftigen. Eine Serie von Fotografien, "Versatzstücke", setzt sich dabei mit dem Kriegsarchiv, eine andere, "Festtafel", mit einer Vitrine mit Prunkgefäßen im Kunsthistorischen Museum - beide in Wien - auseinander.

Leo Kandl Kollektion

" . . . So meinte man, jähe Entschlossenheit dem blauen Samt anzusehen, eine Stimmung der Zugänglichkeit im weißen Taft zu erkennen, und glaubte, etwas wie letzte, vornehme Reserviertheit in der Art, etwa den Arm aus- zustrecken, habe, um recht sichtbar zu werden, den strahlenden Glanz des Lächelns, von dem die ganz großen Opfer begleitet sind, in der Gestalt von schwarzem Crepe de Chine angelegt. Gleichzeitig aber fügte diesen so lebendig wirkenden Kleidern das Raffinement der ,Garnituren' ohne praktischen Nützlichkeitswert und ohne sichtbaren Grund überhaupt etwas Selbstloses, Nachdenkliches und Geheimes hinzu ...

Vanitasstilleben am Ende des XX. Jhdts.

von Peter Weiermeier
Zumeist begegnen wir Kleidungsstücken als Motiven der Photographie im Kontext der Modephotographie. Diese besitzt eine ihr eigene Ästhetik, die wir bei der Betrachtung der Bilder Leo Kandls im Kopf behalten sollten; nicht weil es seine Intention wäre, mit alten Kleidungsstücken Modephotographien zu realisieren, eher einer Gegenposition halber.

WERKSCHAU IV - LEO KANDL

Zu Beginn des Ausstellungsjahres 1999 präsentiert die Fotogalerie Wien in ihrer Ausstellungsserie “Werkschau - österreichische KünstlerInnen, die die zeitgenössische Fotokunst nachhaltig beeinflußten” mit Leo Kandl einen bestechenden Agenten des Gewöhnlichen, einen Meister des Augenblicks, der von der Re-portagefotografie ausgehend zum Verfechter einer Kunst avancierte, die sich der Wirklichkeit mit den Mitteln einer frontalen, uninszenierten Fotografie anzunähern sucht.